Streitunkultur benutzt unbestimmte Begriffe (s.o.),
deswegen müssen zur (Schein-)Präzisierung sehr viele Varianten und zahlreiche Zusätze, Beiwörter herhalten.
Beispiel: Kapitalismus
Abenteuer-Kapitalismus
Amerikanischer Kapitalismus
Ästhetischer Kapitalismus
Ausbeuterischer Kapitalismus (Der Dritte Weg)
Neo-amerikanischer Kapitalismus
Anarchokapitalismus
Bandenkapitalismus (KPD)
Betriebskapitalismus
Betrugskapitalismus
Blackrock-Kapitalismus
Brachial-Kapitalismus
Bürgerlicher Kapitalismus
Betrugskapitalismus
Bürokratischer Kapitalismus
Casino-Kapitalismus
Dagobert Duck Kapitalismus
Demokratischer Kapitalismus
Digitalkapitalismus
Domestizierter Kapitalismus
Entfesselter Kapitalismus
Faulender Kapitalismus SGP
Finanzkapitalismus
Frühkapitalismus
Gezähmten Kapitalismus
Globalisierter Kapitalismus
Globalkapitalismus NPD, AfD
Grüner Kapitalismus
Handelskapitalismus
Heißgelaufener Kapitalismus
Hochkapitalismus
Idealer Kapitalismus
Industriekapitalismus
Informationskapitalismus
Karawanenkapitalismus Peer Steinbrück
Kettensägenkapitalismus
Kognitiver Kapitalismus
Kommerzieller Kapitalismus
Konsumkapitalismus
Konzernkapitalismus
Kooperativer Kapitalismus
Krisenkapitalismus
Japanischer Kapitalismus
Marktkapitalismus
Manchester-Kapitalismus
Mafia-Kapitalismus
Medienkapitalismus
Moderner Kapitalismus
Privatkapitalismus
Medienkapitalismus
Marktkapitalismus
Monopolkapitalismus
Neoliberaler Kapitalismus
Ökokapitalismus
Oligarchenkapitalismus
Tech-Oligarchen-Kapitalismus
Organisierter Kapitalismus
Paradieskapitalismus
Patriarchaler Kapitalismus
Profitgieriger Kapitalismus
Pumpkapitalismus (Schäuble)
Radikal-Kapitalismus
Rationaler Kapitalismus
Raubtier-Kapitalismus NPD, SPD
Reformkapitalismus
Reformierter Kapitalismus
Regulierter Kapitalismus
Rheinischer Kapitalismus
Risikokapitalismus
Russischer Kapitalismus KPD 2024
Scheindemokratischer Kapitalismus
Schwedischer Kapitalismus
Semikapitalismus
Semiokapitalismus
Silicon-valley-Kapitalismus
Shareholder-Kapitalismus
Sozial gebändigter Kapitalismus
Sozialer Kapitalismus
Spätkapitalismus
Spekulationskapitalismus
Staatskapitalismus
Staatsmonopolistischer Kapitalismus, Stamokap
Sugar-Daddy-Kapitalismus
Tech-Kapitalismus, Technokapitalismus
Tech-Oligarchen-Kapitalismus
Totalitärer und globaler Turbokapitalismus Der Dritte Weg
Turbo-Kapitalismus
Übergangskapitalismus
Ungebändigter Kapitalismus
Ur-Kapitalismus
Volkskapitalismus
Wall-Street-Kapitalismus
Wohlfühlkapitalismus
Zinseszinskapitalismus Der Dritte Weg
Zügelloser Kapitalismus, ungezügelter Kapitalismus
Nach Ländern, Regionen
US-amerikanischer Kapitalismus
Neo-amerikanischer Kapitalismus
Japanischer Kapitalismus
Manchester-Kapitalismus
Rheinischer Kapitalismus
Russischer Kapitalismus KPD 2024
Schwedischer Kapitalismus
Silicon-Valley-Kapitalismus
Wall-Street-Kapitalismus
Globalisierter Kapitalismus, Globalkapitalismus (AfD, Heimat)
Kriminell:
Bandenkapitalismus
Betrugskapitalismus
Mafia-Kapitalismus
Modernere Varianten:
Reformkapitalismus
Domestizierter Kapitalismus
Regulierter Kapitalismus
Sozial gebändigter Kapitalismus
Volkskapitalismus
Konsumkapitalismus
Demokratischer Kapitalismus
Scheindemokratischer Kapitalismus
Digitaler Kapitalismus
Informationskapitalismus
Medienkapitalismus
Tech-Oligarchenkapitalismus
Fossiler Kapitalismus
Grüner Kapitalismus
Ökokapitalismus
Bürokratischer Kapitalismus MLPD
Globalisierter Kapitalismus
Moderner Kapitalismus
Marktkapitalismus
Organisierter Kapitalismus
Paradieskapitalismus
Wohlfühlkapitalismus
Gefährlich, unkontrollierbar und extrem:
Abenteuer-Kapitalismus
Brachial-Kapitalismus
Casino-Kapitalismus
Entfesselter Kapitalismus
Entgrenzter Kapitalismus
Enthemmter Kapitalismus
Heißgelaufener Kapitalismus
Heuschreckenkapitalismus
Kettensägenkapitalismus
Killerkapitalismus
Krisenkapitalismus
Radikal-Kapitalismus
Raubtier-Kapitalismus
Turbo-Kapitalismus
Ungebändigter Kapitalismus
Zügelloser Kapitalismus, ungezügelter Kapitalismus
historische Einordnung
Frühkapitalismus
Spätkapitalismus
Hochkapitalismus,
Übergangskapitalismus
Moderner Kapitalismus
nach Subsystemen:
Finanzkapitalismus
Handelskapitalismus
Informationskapitalismus
Konsumkapitalismus
Medienkapitalismus
Staatskapitalismus
Stamokap Staatsmonopolistischer Kapitalismus
Bürokratischer Kapitalismus MLPD
Shareholder-Kapitalismus
Spekulationskapitalismus
Beispiel-Zitate:
"Kapitalismus" sowohl positiv als auch negativ:
Kaiserreich und Weimar:
Christlich=soziale Partei:
„An den deutschen Reichstagswahlen liegt es, mit dem Stimmzettel in der Faust eine Änderung der trostlosen und unhaltbaren Zustände in Deutschland anzubahnen und den energischen Willen kundzugeben, daß unser Volk aus den Klauen des Kapitalismus, des internationalen Ausbeutertums gerettet und die Ketten gesprengt werden, in welchen das Judentum und dessen Dienstmann, der Judenliberalismus, in schmählicher Gemeinschaft, mit allen Mitteln der Hinterlist und feigen Gemeinsamkeit unser Volk gefesselt. … Katholiken und Protestanten! Vereinigt euch in brüderlicher Liebe gegen den Todfeind des Deutchtums, den Judenkapitalismus und die asiatische Geldmoral! Zeigt den Mut des stolzen Germanen, indem Ihr Alle, die Ihr unter der skrupellosen Konkurrenz des Judentums und der furchtbaren Geißel des Großkapitals leidet, am 16.Juni für diejenige Partei eintretet, von welcher das fremde Parasitenvolk mit Entschlossenheit und nach Gebühr bekämpft wird. … Unsere Hauptaufgabe ist der wirksame und thatkräftige Schutz der gesamten nationalen produktiven Arbeit und damit der rücksichtslose Kampf gegen den Kapitalismus und Mammonismus, der Kampf gegen Ausbeutertum in jeder Form, das beschnittene und unbeschnittene Judentum.“ Christlich=soziale Partei 1903 Plakat
KPD:
„Arbeiter!
Wer für das Dawesabkommen ist, will die Versklavung des Volkes.
Wer mit den Bürgerlichen zusammen regiert, kann nur für den
Kapitalismus eintreten. Wer weiter für Verelendung der Arbeiterschaft ist, der wähle:
Sozialdemokraten.
Wer den sinkenden Löhnen und den steigenden Lebenskosten ernstlich halt gebieten will und
endgültig Schluß machen will mit der Reaktion, der
wähle K.P.D.“
„Sie kämpft gegen den Militarismus der Großindustriellen, Junker und Chauvinisten Deutschlands wie aller Länder. …
Sie kämpft gegen den profitgierigen Kapitalismus, ganz gleicher in welcher Form er auftritt: … Wucher- und Schiebertum, das sich in besonderem Maße in den von der Koalitionsregierung begünstigten Kriegsgesellschaften konzentriert, kann nur beseitigt werden durch Vergesellschaftung des Industrie- Handels – und Finanzkapitals und durch Aufteilung des Großgrundbesitzes!
Sie kämpft für die Bewaffnung der Arbeiterschaft!…Stinnesdiktatur oder Diktatur des Proletariats“
„Kämpft
für Arbeit, Boden, Brot, Freiheit
gegen Hunger, Krieg, Faschismus
für Sowjetunion, für Sozialismus“
KPD-Plakat 1930
Kommunistische Arbeiter-Partei, Allgemeine Arbeiter-Union;
“Der Parlamentaismus ist die demokratische Kulisse für die Herrschaft des Kapitals. Der Parlamentarismus und seine Republik schützen die kapitalistischen Haifische u. morden die Arbeiterklasse. Der Parlamentarismus züchtet politische Advokaten u. Geschäftemacher. Der Parlamentarismus schafft Allmacht des Bonzentums über das Proletariat und führt immer zum Burgfrieden mit der Bourgoisie. Der Parlamentaismus schläfert die Arbeiter ein in Führerglauben und schafft Passivität. Der Parlamentarismus ist ein Machtmittel des Kapitals. Die Waffen der Arbeiterklasse sind: Direkte Aktion! Massenkampf!Alle Macht den Räten- Nieder mit dem Parlament -Übt Wahlboykott” Kommunistische Arbeiter-Partei, Allgemeine Arbeiter-Union
USPD:
„Was will die Unabhängig-sozialdemokrat. Partei? Sie will die Beseitigung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung! Sie will an ihre Stelle die sozialistische Gemeinwirtischaft setzten…. Sie will den Sozialismus! … Sie kämpft gegen den profitgierigen Kapitalismus, ganz gleich, in welcher Form er auftritt.“ U.S.P.D. Plakat Weimar 1920
SPD:
„Kapitalismus bringt Krieg! Sozialismus bringt Frieden!“ SPD-Plakat 1919
„Sorgt, daß er (der Wahltag) zum Gerichtstag des Volkes über seine Beherrscher und Ausbeuter werde. Diese hielten mit allen brutalen Mitteln des Gewaltstaates die Bestrebungen der Sozialdemokratie nieder, die auf die Überwindung des anmaßenden Militarismus, auf die Beseitigung des größenwahnsinnigen Gottesgnadentums, auf die Unterwerfung des weltmachtlüsternen Großkapitalismus lossteuerten. … Die Schaffenden, die Arbeitenden müssen die Nutznießer des Krieges, die großkapitalistischen Klassen finanziell zur Verantwortung ziehen.“ SPD-Plakat
Spartakusbund:
„Eineinhalb Millionen seiner Brüder ließ man auf dem Schlachtfeld sterben, und an ihrem Tod und an der Proletarier Leiden verdienten die Kapitalisten Tausende und Millionen. Wer hat das verschuldet? Der Kapitalismus und seine Knechte, Die Scheidemänner! … Sie sind Euch in den Arm gefallen, als Ihr am 9. November 1918 dem Kapitalismus ein Ende machen wolltet. … Wer kann das alles ändern? Ihr, Proletarier, indem Ihr den Kapitalismus stürzt! Ihr, Proletarier, indem Ihr die Kontrolle der Produktion übernehmt durch Eure Betriebsräte. Ihr, Proletarier, indem Ihr den Unterdrückerstaat samt seinen Noskebanden zerschlagt und herrscht durch Eure Arbeiterräte. Alle Macht den Arbeiterräten!“ Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund) 1920 Plakat
NSDAP:
„Der Marxismus ist der Schutzengel des Kapitalismus. Wählt Nationalsozialisten“ Plakat NSDAP 1932
"Parteipolitik gehört nicht ins Rathaus!" ... Aber die Kämpfer Adolf Hitlers werden nach dem 12. März auch in ... aufräumen und mit dem Aufbau beginnen. ... Die bisherige Stadtvertretung hat unsere Heimatstadt dem Kapitalismus ausgeliefert, ... hinweg mit dem Interessentenhaufen! Wählt Nationalsozialisten."
"Im Laufe der Geschichte wechseln sich Kapitalismus und Sozialismus ab; Kapitalismus ist das Unnatürliche, Sozialismus das natürliche Wirtschaftssystem." Heinrich Himmler
DDR:
„Die sozialistische Planwirtschaft trennen Welten von der kapitalistischen Misswirtschaft.“ Erich Honecker
„Kapitalismus und Sozialismus verhalten sich wie Feuer und Wasser.“ Erich Honecker
Bundesrepublik:
CDU/CSU:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“ Ahlener Programm der CDU 1947
"Überwindet den Kapitalismus.
Bewahrt Euch vor dem Marxismus" CDU-Plakat
„Kapitalismus und Sozialismus haben sich im Schützengraben eingegraben, über die die Front längst hinweg ist. Die wissen es nur noch nicht.“ Norbert Blüm CDU 1978
„Das Erbe des gescheiterten Sozialismus kann nicht ein ungebändigter Kapitalismus sein.“ Norbert Blüm
„Das Feindbild von der Union als arme Arbeiter verschlingender Kapitalistenbestie ist die Voraussetzung einer bewußten und beabsichtigten Verteufelungs- und Polarisierungsstrategie. Mit der Wirklichkeit, mit dem Programm und Politik von CDU und CSU hat diese scheinrationale Greuelpropaganda aber auch gar nichts mehr zu tun.“ Matthias Wissmann CDU Junge Union 1979
Die CDA sieht mit Sorge, daß führende Arbeitgebervertreter “die aktuellen Problem mißbrauchen, um Kapitalismus pur durchzusetzen. Dies wird es mit der Union und der CDA nicht geben.” Rainer Eppelmann CDU 1996
„Schon Adenauer hat sich gegen die Großkapitalisten gewandt – ganz entschieden. Und ich bin dafür, daß die CDU wieder zu ihren Wurzeln zurückkehrt.“ Jürgen Gansäuer CDU-Nds 1997
Der “Mief des Sozialismus” darf nicht “durch die Kälte des Kapitalismus abgelöst werden”. Bernhard Vogel CDU 1998
Absage an „Turbo-Kapitalismus“ Heiner Geißler CDU 1997
„Solidarität statt Kapitalismus“ Geißler CDU 2001
Merkel vertritt eine "typisch Ossi-liberale Position" nach dem Motto, wenn der Kommunismus den ungebremsten Kapitalismus zum Feind erklärt hat, dann muss es jetzt richtig sein für ihn einzutreten. Heiner Geißler
„Der Spekulationskapitalismus ist gescheitert, weil er unternehmerische Werte nicht nachhaltig gemehrt, sondern wegen des kurzfristigen Gewinns zerstört hat. Er ist ebenso gescheitert wie der Sozialismus.“ Horst Seehofer CSU 2009
In vielen Bereichen zeigt die Arbeit der Regierung Schröder noch „die orthodox-antikapitalistische Handschrift von Oskar Lafontaine“. Friedrich Merz 2000
„Mehr Kapitalismus wagen“ Friedrich Merz (Buchtitel 2008)
„Soziale Marktwirtschaft statt Sozialismus und freier Kapitalismus“ Hartmut Koschyk, CSU 2009
„Agrarökologie statt Agrarkapitalismus“ Markus Söder CSU 2020
„Es stimmt, wir haben mit den Prozessen, die uns diesen unglaublichen, atemberaubenden Wohlstand gebracht haben, Kosten erzeugt, die zu hoch geworden sind. Wir haben es mit dem Kapitalismus übertrieben. Das sieht man an den Steueroasen. Am Klimawandel, am Artensterben, am Zustand der Ozeane. Wenn ich von 38 Grad Außentemperatur in Sibirien lese, wird mir ganz anders. 2020 -„Wir müssen den Schock der Pandemie nutzen, damit das unglaubliche Schwungrad des Kapitalismus und der Finanzmärkte nicht weiter überdreht“. Schäuble
BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht „predigt Kommunismus, aber lebt kapitalistisch“. Sie predigt Wasser, trinkt aber Wein. „Deswegen ist es für uns klar, dass diese Frau mit der CDU wenig bis gar nichts zu tun hat.“ - „Wir werden unsere Seele nicht verkaufen.“ Linnemann CDU 2024 zu möglichen Koalitionen in Ost-Bundesländern
Die Linkspartei ist immer noch die SED mit totalitärem Anspruch, wie erst jüngst wieder durch Aussagen ihres Führungspersonals deutlich geworden ist. „Sie lehnt unsere Verfassung ab, indem sie den Kapitalismus und damit die soziale Marktwirtschaft überwinden will. Der Marxismus ist wieder Grundlage ihres Wertegerüstes, und durch Klassenkampf soll es wieder Menschen geben, die dazugehören, und jene, die bekämpft werden sollen.“ Saskia Ludwig CDU 2025
"Die Linke ist anti-bürgerlich, antikapitalistisch und antisemitisch." Hoffmann CSU-Landesgruppenchef 2025
SPD:
„So sehr wir uns dagegen wehren, den totalitären Staatskapitalismus auf uns übertragen zu lassen, so sehr wehren wir uns gegen die Annahme des Free Enterprise. Europa steht und fällt mit der Gleichzeitigkeit von Demokratie und Sozialismus.“ Kurt Schumacher SPD 1947
"Wie der Sozialismus ohne Demokratie nicht möglich ist, so ist umgekehrt eine wirkliche Demokratie im Kapitalismus in steter Gefahr ... Die deutsche Demokratie muß sozialistisch sein oder die gegenrevolutionären Kräfte werden sie wieder zerstören ..." (von den Jusos wiederholt 1980)
"Raubtierkapitalismus" Kurt Schumacher, Helmut Schmidt
„… zu klerikal, zu konservativ, zu kapitalistisch“ Kurt Schumacher SPD 1952 (Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl)
Der Staat steht im Dienste des „monopolbestimmten Kapitalismus“, SPD und Gewerkschaften „behindern den weiteren Aufbau sozialistischer Gegenmacht“. Jusos 1971
„Die Struktur der wirtschaftlichen und politischen Kooperation in Europa muß auf den Sozialismus gegründet sein … Der einzige konkrete Weg, den Kalten Krieg zu bekämpfen und niederzuringen und eine Entspannung in Europa zu erreichen, ist der Kampf gegen den internationalen Kapitalismus und die großen Monopole, die die direkten und indirekten Ursachen für alles Unglück und die Kriege sind.“ Jusos 1972
„Die CDU/CSU bietet zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme, die auch Ausdruck der Krise der kapitalistischen Wirtschafts- und Sozialordnung sind, ein wirtschaftspolitisches Konzept an, in dessen Mittelpunkt der Versuch steht, die gesellschaftlichen Kosten der Krise auf die Mehrheit der abhängig Beschäftigten abzuwälzen, um so die Privilegierung der von der CDU/CSU zu allererst vertretenen Klasse der Besitzenden zu retten“. Jusos, Gerhard Schröder SPD 1979
„Wir müssen sehr dagegen kämpfen, daß bei uns der Frühkapitalismus fröhliche Urständ feiert.“ Wolfgang Thierse DDR-SPD 1990
„Schwarz-Gelb steht für Monopoly-Kapitalismus statt sozialer Marktwirtschaft.“ SPD Rhein-Erft 2005
„Eine menschliche Gesellschaft statt ungezügelter Kapitalismus“ SPD 2009
„Finanzkapitalismus bändigen – Wirtschaft und Mittelstand stärken“ SPD 2013
„… ich bin Jungsozialistin. Bei mir gibt es keinen Etikettenschwindel. Ich will den Kapitalismus, der auf Ausbeutung beruht, überwinden.“ Jessica Rosenthal Juso-NRW 2020
Friedrich Merz hat ein „schlichtes Weltbild“. Merz ist ein „Verfechter des Turbokapitalismus“ und hat keinen einzigen Tag ernsthaft eine politische Verantwortung übernommen. Stephan Weil SPD-Nds 2025
Grüne
„Natürlich empfanden wir stets Mitgefühl mit den verzweifelten Jungdemokraten, die unter den mit dem Großkapital verheirateten Bundeswirtshaftsministern der FDP Friderichs oder Graf Lambsdorff genauso litten wie jeder Nicht-Großkapitalist der Bundesrepublik.“ August Haußleiter Die Grünen 1979
„Sowohl aus der Wettbewerbswirtschaft als auch aus der Konzentration wirtschaftlicher Macht in staats- und privatkapitalistischen Monopolen gehen jene ausbeuterischen Wachstumszwänge hervor, in deren Folge die völlige Verseuchung und Verwüstung der menschlichen Lebensbasis droht.“ Die Grünen 1979
„Klar ist, wir wollen weder `Kapitalismus` noch `Kommunismus`, sondern eine ökologische, friedliche und demokratische Gesellschaftsordnung.“ Wahlanzeige der Grünen 1986
„Weder Kapitalismus noch Kommunismus
Wir brauchen neue Wege“ Wahlplakat
„Arbeitnehmerrecht verteidigen – Soziale Marktwirtschaft statt Kapitalismus“ Grüne Nds. 2005
Der „zunehmend entfesselter Kapitalismus“ braucht „einen selbstbewussten und handlungsfähigen Staat als Korrektiv“. Die Grünen 2020
FDP:
"Die Kritik an manchen Erscheinungsformen des Spätkapitalismus gehört zu diesen berechtigten Ursachen; denn diese Erscheinungsformen zeigen den Spätkapitalismus in anderer Hinsicht und Ausprägung als den Frühkapitalismus, aber sie zeigen doch inhumane Züge". Hildegard Hamm-Brücher 1970 (zum Jugendprotest)
Gegen „Staatskapitalismus“ und „Zentralismus“ Bayerns. Gegen die Neigung der CSU „den Freistaat als ihr Privateigentum zu betrachten. Das geht bis hin zu erbmonarchistischen Zügen.“ Manfred Brunner FDP-Bayern 1985
Das ist „jene Art von Späth-Kapitalismus, von staatlicher Hybris … die ebenso populistish wie populär ist.“ Bangemann FDP 1985
„Wer Deutschland für kapitalistisch hält, der hält Kuba auch für demokratisch.“ Guido Westerwelle FDP 2005 (zur Kapitalismuskritik der SPD)
"Kapitalismus ist die Lösung" FDP-Ostprignitz-Ruppin 2009
„Wir sind für soziale Marktwirtschaft, wir sind nicht für Manchester-Kapitalismus.“ Rainer Brüderle FDP 2013
„Ein kleines Loblied auf den Kapitalismus“ Thorsten Krings FDP-Rhein Neckar 2021
AfD:
"Raubtierkapitalismus" Björn Höcke
Die „degenerierte Volkswirtschaft“ muss sich vom „zinsbasiertem Globalkapitalismus“ befreien. Björn Höcke AfD
„… sozial sollte die AfD sein, weil die Kluft zwischen Arm und Reich in der Bundesrepublik Deutschland immer größer wird und die Soziale Marktwirtschaft unbedingt gegen einen entarteten Finanzkapitalismus verteidigt werden muss.“ Björn Höcke AfD 2015
NPD/ Heimat:
"Betrugskapitalismus"
"Raubtierkapitalismus"
"Globalkapitalismus"
"Finanzcasino-Kapitalismus"
„Revolutionärer Nationalismus statt Globalkapitalismus“ NPD 2006
BRD heißt das System – morgen wird es untergehen“. „Nun scheint die Zeit des liberalkapitalistischen BRD-Systems gekommen zu sein.“ Udo Voigt 2009
NPD-Programm 2010:
„Der globalisierte Kapitalismus kennt keine politischen, sozialen und kulturellen Bindungen.“
„Der entfesselte Globalkapitalismus hat einen sozialen Unterbietungswettlauf in Gang gesetzt“.
„Die Globalisierung steht für die Weltdiktatur des Großkapitals“.
„Der mit der liberalkapitalistischen Wirtschaftsordnung einhergehende soziale Kälte stellen wir die Solidargemeinschaft aller Deutschen entgegen.“
„Arbeit statt Abwanderung! Gegen Globalisierung und Kapitalismus“ NPD-Lausitz 2011
„Soziale Sicherheit statt Raubtierkapitalismus“ NPD 2011
„Schluß mit dem Finanzcasino-Kapitalismus!
Geld für regionale Unternehmen statt Spekulanten.“ NPD 2013
"Der globalisierte Kapitalismus kennt keine politischen, sozialen und kulturellen Bindungen und führt auf den internationalen Kapitalmärkten ein asoziales Eigenleben. Dies führt dazu, daß Arbeitsplätze in Billiglohnländer exportiert und ausländische Lohndrücker importiert werden. Der entfesselte Globalkapitalismus hat einen sozialen Unterbietungswettlauf in Gang gesetzt, der soziale Ungerechtigkeiten verursacht und die staatliche
Handlungsautonomie untergräbt". Programm
Der Dritte Weg:
„Für einen deutschen Sozialismus“
„National, revolutionär, sozialistisch“
„Die Alternative zum Kapitalismus und Kommunismus“ Dritter Weg 2021
"Unser Wollen begreift das deutsche Volk als Lebensmittelpunkt und will internationale und kapitalistische Ideologien überwinden, hin zu einem fortschrittlich sozialistischen und völkischen Staat."
"Ziel der Partei DER DRITTE WEG ist die Schaffung eines Deutschen Sozialismus, fernab von ausbeuterischem Kapitalismus wie gleichmacherischem Kommunismus." Programm
Die Linke, PDS:
„Wir wollen, daß der Kapitalismus nicht ohne Alternative bleibt. Der real existierende Sozialismus ist zweifellos gescheitert,weil er nicht in der Lage war, die inneren und äußeren Probleme der Gesellschaft demokratisch zu lösen. … Wir wollen die unterschiedliche Identität der Menschen in unseren beiden Staaten nicht verdrängen. Nur dann ist eine Zusammenarbeit möglich zwischen gewerkschaftlichen und sozialistischen, ökologischen und feministischen Linken in der bisherigen BRD und DDR.“ Linke Liste PDS Anzeige 1990
Die PDS ist eine „sozialistische, antikapitalistische und systemoppositionelle Partei“. Helmut Holter PDS 1998
„Gerechtigkeit statt Kapitalismus“ Linke PDS 2001
„Kasino-Kapitalismus statt Kontrolle der Finanzmärkte „ Die Linke 2008
„Kapitalismus kaputtmachen“ Jugendorganisation der Linken-Hessen 2008
„Das Ziel heißt für mich weiterhin Sozialismus“. Der Kapitalismus löst die Probleme nicht, das zeigen Klima-Katastrophe, Ressourcenknappheit und die auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich. „Wenn die Menschheit weiterleben will, wird sie mit dieser kapitalistischen Entwicklung ihre Chancen verspielen.“ Modrow Linke 2008
Die „rosa-schwarz-gelb-grüne Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands“ 2009
Zu wünschen, "dass ich nicht den Rest meines Lebens in dieser kapitalistischen BRD verbringen muss". Sahra Wagenkcht
„Freiheit statt Angst – Freiheit und Sozialismus“ Die Linke Berlin 2009
"Kapitalismus im Koma" Sahra Wagenknecht Buchtitel
„Freiheit statt Kapitalismus“ Sahra Wagenknecht Die Linke 2011/2012 auch Buchtitel
„Wir gehen aus von den Traditionen der Demokratie und des Sozialismus, der Kampf für Menschenrechte und Emanzipation, gegen Faschismus und Rassismus, Imperialismus und Militarismus.“
„Eine Welt unter dem Diktat eines allmächtigen globalen Kapitalismus ist keine erstrebenswerte Welt.“ - „… der Kapitalismus, der auf Ungleichheit, Ausbeutung, Expansion und Konkurrenz beruht, mit diesen Zielen unvereinbar ist.“ Die Linke Programm 2011
„Zukunft statt Kapitalismus“ Linksjugend 2013
„Der moderne Kapitalismus ist ein Regime der Angst, nicht der Freiheit“ Die Linke 2013
„Echte Demokratie statt Kapitalismus!“ Antifaschistische Linke Berlin 2011
„Frieden statt Kapitalismus“ Linke Rhein-Sieg 2011
„Energierevolution statt Grüner Kapitalismus“ Linke Thüringen
„Globale Gerechtigkeit statt „Grüner“ Kapitalismus“ Linke 2012
„Kapitalismus abschaffen
Mensch vor Profit“
Plakat Die Linke 2017
„Wir müssen über den Kapitalismus hinaus denken. … Klimaschutz oder Kapitalismus, und da wähle ich den Klimaschutz.“ Katja Kipping Die Linke 2020
„Ich will den Kapitalismus in seiner ganzen Ungerechtigkeit überwinden, aber das, was er kann, will ich nicht überwinden.“ - „Er erzeugt eine beachtliche Produktivität und damit auch wissenschaftliche und zum Teil auch künstlerische Höchstleistungen.“ - „….aber Frieden - sozialen wie politischen - den kann Kapitalismus einfach nicht. Nicht nur konzentriert er von sich aus Reichtum in den Händen weniger, auch verdient er am Krieg viel zu gut. - Das kritisierte auch schon Karl Liebknecht. Frieden war für ihn nur im Sozialismus möglich.“ - „ Ich bin eigentlich deshalb demokratischer Sozialist, weil ich sage: Ich will immer beides – Freiheit und soziale Gerechtigkeit.“ Gregor Gysi Die Linke 2009, 2020
„Klimagerechtigkeit statt grünem Kapitalismus“ Linke 2021
„Demokratischer Sozialismus, Kapitalismus, Neoliberalismus – das sind alles politische Begriffe, mit denen viele Menschen nichts anfangen können. Deswegen ist meine Antwort: Ich möchte eine soziale , solidarische Gesellschaft, die den Menschen Geborgenheit gibt. In meiner Bewerbungsrede für den Parteivorsitz habe ich bewusst nicht einmal die Wörter Kapitalismus,Sozialismus oder Neoliberalismus benutzt.“ Susanne Hennig-Wellsow Die Linke 2021
„Wenn man seine eigene Partei zerstört, damit dem Publikum reichlich Futter liefert und sich dafür mit 721.000 Euro belohnen lässt, dann ist das Kapitalismus.“ - „Und wenn eine Antikapitalistin den Kapitalismus zur privaten Bereicherung sattsam nutzt, dann sollte der Buchtitel ehrlicherweise geändert werden in: Die Selbstgerechte.“ Bodo Ramelow Die Linke 2023 (Honorarzahlungen das Buch „Die Selbstgerechten“ von Sahra Wagenknecht)
Die Ampel-Regierung versagt "gegenüber einem außer Kontrolle geratenen Krisenkapitalismus, von Inflation, Ungleichheit und Kriegen." Martin Schirdewan 2024
„Ich sage es ganz klar: In den heutigen Zeiten muss man radikal sein“. Der Sozialstaat wird „immer weiter ausgehöhlt, der Reichtum von wenigen explodiert“. Auch dadurch ist die Demokratie „ernsthaft bedroht“. „Wer das verhindern will, der darf den Kapitalismus nicht stützen, er muss ihn stürzen. Er muss sich dagegenstemmen und die Systemfrage stellen, ganz klar.“ Ich habe kein Problem damit, das Wort „Sozialismus“ zu verwenden. Ein „demokratischer Sozialismus“ ist das Ziel der Linken. Dieser unterscheidet sich vom System der DDR. „Damit es keinen Zweifel gibt: in der DDR gab es keinen demokratischen Sozialismus“. Heidi Reichinnek 2025
Luke Hoß: Wir leben in einem Klassensystem. Da müssen wir nur auf die Vermögensverteilung schauen: Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen mehr als die Hälfte des Vermögens. Das ist eine sehr ungleiche Verteilung. Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Meine Mutter wurde als Alleinerziehende vom Staat im Stich gelassen.
Luke Hoß: Als ich klein war, hatte sie am Ende des Monats - wenn es besonders schlimm war - für sich selbst nichts mehr zu essen. Sie hat bei sich gespart, damit mein Bruder und ich versorgt waren. Heute zeigt eine aktuelle Studie des Vereins "Sanktionsfrei", dass das Bürgergeld auch heute oft nicht ausreicht, dass alle im Haushalt satt werden. Für diese Menschen Politik zu machen, das ist Klassenpolitik. Ich fühle mich mit dem Begriff Klassenkampf wohl.
Gregor Gysi: Sprache muss immer zur Zeit passen. Wenn ich 1990 von Klassenkampf gesprochen hätte, dann hätten die Menschen zurecht gesagt, der Gysi hat ja eine Meise. Inzwischen gibt es ein anderes Denken. Inzwischen ist die Vokabel wieder angebracht.
Gregor Gysi: Ich mache es ähnlich. Ich zahle an die Partei im Moment monatlich 2600 Euro - an Kreisverband, Landesverband und Bundespartei.
Gregor Gysi: Doch, wir sollen zehn Prozent der Diäten an die Bundespartei abführen. Aber für Land und Kreis gibt es keine Regelung. Und ich spende jeden Monat zwischen 3000 und 3500 Euro. Das möchte ich auch so beibehalten, sonst wären viele Einrichtungen in meinem Wahlkreis und anderswo sauer. Denn mit Spenden macht man sich auch ein bisschen beliebt, das will ich gar nicht bestreiten. Aber das sind Einrichtungen, die das dringend benötigen, gerade Jugendeinrichtungen. Die kriegen sonst kein Geld, nüscht.
Bodo Ramelow denkt über Austritt aus der Linkspartei nach
Luke Hoß: Das Grundgesetz sagt nicht, dass wir kapitalistisch wirtschaften müssen. Wir könnten das auch mit einem sozialistischen System machen. Wobei ich nicht sehe, dass wir kurz vor den Toren des Sozialismus stehen.
Gregor Gysi: Das glaube ich auch nicht.
Luke Hoß: Aber die Utopie bleibt bestehen.
Gregor Gysi: Helmut Schmidt hat gesagt: "Wer Visionen braucht, soll zum Arzt gehen." Das ist falsch. Eine Partei, die kein politisches Ziel hat, verbraucht sich. Wir hatten nur drei Kanzler mit einer politischen Vision. Konrad Adenauer wollte die Westintegration, Willy Brandt wollte den Ausgleich mit Osteuropa, Helmut Kohl wollte die europäische Integration. Ein Ziel macht die Politik berechenbar. Ludwig Erhard, Helmut Schmidt, Kurt Georg Kiesinger, Gerhard Schröder und auch Angela Merkel haben Deutschland mal besser, mal schlechter verwaltet. Aber mir war nie klar, wo sie mit diesem Land hinwollten.
Gregor Gysi: Bei der Fraktionsklausur, oder? Da haben wir uns das erste Mal kurz unterhalten. Ich bin sehr für junge Abgeordnete im Bundestag. Ich finde, dass die Sicht der Jugend eingebracht werden muss. Allerdings gebe ich allen jungen Abgeordneten einen Rat, natürlich ungefragt.
Gregor Gysi: Es ist eine Art Sechzehnjahresplan. Ich rate immer, dass sie nach acht Jahren für acht Jahre ausscheiden sollen. In Absprache mit der Partei sollten sie in dieser Zeit etwas anderes machen: in der Dritten Welt oder in der Pflege arbeiten, damit sie das Leben von einer anderen Seite kennenlernen. Und nach den acht Jahren sollen sie dann mit völlig anderen Erfahrungen wieder in den Bundestag zurückkommen. Das habe ich auch Philipp Amthor geraten, vermutlich vergeblich. Aber die meisten fanden den Rat gar nicht so doof.
Die Linke streitet über Krieg und Frieden - dann wird abgestimmt
Gregor Gysi: Ich bin immer für Gespräche mit anderen demokratischen Parteien. Natürlich rede ich auch mit der CDU/CSU. Damit das funktioniert, muss sich aber deren Verhältnis zu uns verändern. Zum Beispiel glaube ich, dass wir einen Masken-Untersuchungsausschuss benötigen. Dafür brauchen wir neun Stimmen aus der Regierungskoalition. Die will sie uns nicht geben, erwartet aber, dass wir ihr anderswo zu einer Zweidrittelmehrheit verhelfen. In einer solchen Position muss man kompromissbereit sein. Das sehe ich bei der Union nicht. Letztlich muss die Union sich erst mal durchringen, überhaupt mit uns zu reden - nicht nur dann, wenn es um einen Geschäftsordnungsantrag geht.
Luke Hoß: Als wir das erste Mal in der Fraktion über den Unvereinbarkeitsbeschluss der Union gesprochen haben, da habe ich mir gedacht: Moment, ich habe eigentlich auch einen Unvereinbarkeitsbeschluss, einen mit der Union. Das sind die, die Politik gegen unsere Leute machen! Die verachten Arbeiterinnen und Arbeiter, die verachten Rentnerinnen und Rentner. Carsten Linnemann sagt, Rentner würden zu wenig arbeiten. Jede Woche beschließt der Bundestag die nächste Entrechtung von Geflüchteten. Da rufe ich doch nicht Hurra, wenn es heißt, dass wir mit der Union zusammenarbeiten. Aber die Frage für uns muss sein: Wie können wir das Leben der Menschen verbessern, die uns gewählt haben? Mit einer Abschaffung oder Reform der Schuldenbremse wäre das möglich. Wenn wir da konkrete Verbesserungen erreichen könnten, wäre das gut. Dafür würde ich auch meinen inneren Unvereinbarkeitsbeschluss überwinden.
Gregor Gysi: Spätestens am 6. Mai hätte die CDU/CSU sagen müssen: Wir reden lieber mit den Linken und nicht mit der AfD. Aber es gibt bei denen einen Teil, der lieber mit der AfD spricht. Das Thema ist bei der Union noch nicht entschieden.
Hätten Sie am Freitag vor einer Woche, als im Bundestag eigentlich zwei neue Verfassungsrichterinnen und ein neuer Verfassungsrichter gewählt werden sollten, dem Kandidaten der Union Ihre Stimme gegeben?
Luke Hoß: Das Spiel, das die Union mit unserer Demokratie spielt, halte ich für brandgefährlich. Erst werden die Stimmen der AfD für den eigenen Kandidaten in Kauf genommen, weil man aus ideologischer Verblendung eine Zusammenarbeit mit der Linken ausschließt: Wir hatten ein eigenes Vorschlagsrecht gefordert, so wie es allen demokratischen Parteien zustehen sollte. Dann steigt man, Hand in Hand mit der AfD und rechtsextremen Portalen, in eine Hetzkampagne gegen eine anerkannte Staatsrechtsprofessorin ein. Das schadet nachhaltig dem so wichtigen Vertrauen ins Bundesverfassungsgericht.